K(eine) T(antiemen) M(ehr)?

Über das Vermögen der KTM AG wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet. Nach Angabe der Geschäftsführung sind die rückläufige Nachfrage für Motorräder und hohe Produktionskosten am Standort Österreich die Auslöser der Insolvenz. Den Gläubigern wird die gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent angeboten. Die Verbindlichkeiten betragen rund 1,8 Milliarden Euro. Wie hoch der Wert der Aktiva ist, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Im Rahmen der Sanierung sollen zumindest 400 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das sind die offiziellen Zahlen.

Noch im Jahr 2023 hat die KTM AG einen Jahresüberschuss von 108,9 Millionen Euro erwirtschaftet. In der Bilanz scheint ein Eigenkapital von 387,8 Millionen Euro auf. Der plötzliche finanzielle Showdown steht im Gegensatz zu den Erfolgsmeldungen der letzten 15 Jahre.

Eigentümerin der KTM AG ist die börsennotierte Pierer Mobility AG. An dieser ist Mr. KTM Stefan Pierer mit 75 Prozent beteiligt. Er hat im Jahr 2023 noch eine Dividende von 50 Millionen Euro und im Jahr 2024 12,7 Millionen Euro kassiert.

Der Vorteil eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung für den Schuldner liegt darin, dass der Sanierungsverwalter nur über eingeschränkte Kontrollrechte verfügt. Eine detaillierte Prüfung des Vermögensverfalls ist ihm verwehrt. Das einzig wirksame Instrument, was dem Sanierungsverwalter zur Verfügung steht, ist die Prüfung der Angemessenheit der vom Schuldner angebotenen Quote. Sollten die Gläubiger tatsächlich einen Schuldennachlass von 70 Prozent zustimmen, würde ein hoher 3stelliger Millionenbetrag als Sanierungsgewinn entstehen, welcher zukünftig für weitere Gewinnausschüttungen zur Verfügung stünde.

Die Gläubiger der KTM AG wären gut beraten, wenn sie die Höhe der Aktiva – zur Zeit noch eine BlackBox – in Anbetracht der Zahlen in der Vergangenheit kritisch prüfen oder zumindest auf eine Besserungsklausel bestehen, damit sie nicht zu Erfüllungsgehilfen von zukünftigen Gewinnausschüttungen werden.

Nicht der Lageraufbau und die gestiegenen Produktionskosten sind die alleinigen Treiber der Insolvenz, sondern vor allem das Versäumnis des Mehrheitseigentümers, für schwierige Zeiten eine finanzielle Reserve aufzubauen. Dies erinnert an die kapitalistische goldene Regel: Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren.