Beim G7-Gipfel in Italien haben die führenden Industrienationen den Beschluss gefasst, der Ukraine ein Darlehen von 50 Milliarden US-Dollar zu gewähren. Zu diesem Zweck sollen die Erträge aus dem eingefrorenen russischen Vermögen (Zentralbankgelder) herangezogen werden. Im Rahmen der Sanktionen gegen Russland wurden Guthaben in der Höhe von 260 Milliarden Euro eingefroren; davon befinden sich 210 Milliarden Euro in Ländern der EU. Die jährlichen Erträge betragen zwischen 3 – 4 Milliarden Euro.
Die Staats- und Regierungschefs sprachen von einem Game Changer. Mit dem Kredit kann die Ukraine Waffen beschaffen, und die Rechnung bezahlt Putin.
Die Antwort aus dem Kreml ließ nicht lange auf sich warten. Angekündigt wurden fatale Konsequenzen für die G7-Staaten sowie die Möglichkeit von Enteignungen von europäischem Eigentum und Kapital in Russland. Die faktisch gestohlenen Mittel für kriegerische Aktivitäten des Feindes zu verwenden, stellt einen weiteren Schritt gegen internationales Recht dar.
Für die Abwicklung des Kredites haben die Amerikaner bereits ein Modell vorgelegt. Sie gewähren der Ukraine einen Kredit, mit welchem vor allem Waffen aus den USA angeschafft werden können und für den die europäischen Länder die Haftung für die Rückzahlung zu übernehmen haben. Wenn das eingefrorene russische Vermögen in der Zukunft wieder freizugeben ist und die Ukraine den Kredit nicht zurückzahlen kann – davon ist realistischerweise auszugehen –, muss die Rückzahlung durch die Länder der EU erfolgen. Die Rechnung aus der Sicht Europas: Zu den bisherigen Hilfen für die Ukraine in der Höhe von 80 Milliarden Euro kommen dann noch die Verpflichtungen aus dem G7-Darlehen und die Übernahme eines Großteils der Kosten für den Wiederaufbau – diese betragen bis dato geschätzte 500 Milliarden Euro – hinzu.
Die amerikanischen Investmentfirmen und Konzerne haben sich für den Wiederaufbau in der Ukraine schon in Position gebracht. Sie werden diesen federführend orchestrieren und die EU in die Pflicht nehmen. Sollte Donald Trump zum neuen amerikanischen Präsident gewählt werden, ist davon auszugehen, dass die EU mit ihren Problemen allein gelassen wird; auch dann, wenn es zu einer Eskalation kommen könnte, da realistischerweise sich diese auf Europa beschränken würde.
Amerika profitiert von den billigen Energiepreisen im eigenen Land, vom Export ihrer Waffen und LNG Gas-Lieferungen nach Europa. America First und eine nachhaltige Schwächung der EU aufgrund einer Spaltung des Kontinents mit finanziellen Hypotheken für die Zukunft sowie Schwächung von Russland. Und wie reagiert Brüssel auf diese Entwicklung? Als Befehlsempfängerin Amerikas.