Zukünftig wird das „Villacher“ in Graz-Puntigam gebraut. Eine Tradition seit 1858 gehört dann der Vergangenheit an. Die Schließung des Produktionsstandortes in Villach war vorhersehbar. Seit der Übernahme der Brau-Union durch den zweitgrößten Bierkonzern der Welt (Heineken), war es nur eine Frage der Zeit. Und nach dem Wechsel in der Vorstandsetage im Juni 2023 war der Weg frei für game over.
Für die Konzernspitze in den Niederlanden zählt nur der Rechenstift. Im Rausch des Kapitals (Gewinnmaximierung) werden die Nebenwirkungen – Verlust von Arbeitsplätzen und regionale Wertschöpfung – ohne Bedenken in Kauf genommen. Das mit dem übermäßigen Genuss üblicherweise verbundene Kopfweh, ist den Konzernlenkern fremd. Hauptsache der Rubel rollt ……
Die Brau-Union hat in Österreich einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Österreichs größter Getränkekonzern diktiert nicht nur das Marktgeschehen, sondern auch die Preise. Davon können auch die Wirte ein Lied singen.
Ist diese Entwicklung, die zulasten der Allgemeinheit geht, alternativlos? Nein. Hätte man in Österreich eine Bundeswettbewerbsbehörde, die ihrem Namen gerecht werden würde, wäre die Realität eine andere. Die Auflagen anlässlich der Übernahme der Villacher Brauerei durch die Brau-Union im Jahr 2014, zur langfristigen Absicherung des Standardortes, waren völlig unzureichend. Geradezu eine Einladung, nach Ablauf der Betriebspflicht den Standort zu schließen.
Da im Finanzkapitalismus alle Macht von Konzernen ausgeht – Steueroasen inklusive – bleibt für den Konsumenten nur die Möglichkeit, beim Einkauf auf Produkte von regionalen Brauereien auszuweichen. Damit fördert man die Bierkultur und verhindert ein Einheitsbier mit unterschiedlichen Etiketten.
Sapere Aude auch beim Bierkonsum und keine Erfüllung der These des Universitätsprofessors Ralf Terlutter (Uni Klagenfurt), wonach der Herkunftsname im Markennamen die Wahrnehmung bestimmt. Ein mündiger Biertrinker weiß, dass ein Villacher Bier aus Puntigam kein „Villacher“ ist.
Wenn schon die Politik die Interessen der Konzerne vertritt, muss der Konsument ein Zeichen setzen um diese Mogelpackung, die ausschließlich dem Profit geschuldet ist, ein Ende setzen. Ein Prost auf den Bier-Protest.