Die Signa Pleite ist ein Spiegelbild der österreichischen Tradition: Mit prominenten Namen wurden die Türen zu den Geldgebern geöffnet, die ihrerseits die gebotene Sorgfaltspflicht gegen einen Adabei-Wettlauf eingetauscht haben. Anstatt wirtschaftlicher Sachverstand regierte die Macht der Netzwerke.
Die größte Wirtschaftspleite der Republik in drei Akten:
1. Toxische Expansion
Wer die Entwicklung der Signa Gruppe analysiert, stellt fest, dass das oberste Prinzip Wachstum war. Kein durch Eigenmittel finanzierter Vermögensaufbau, sondern durch Aufnahme von Fremdkapital. Um den Turbo zu aktivieren, wurden die Immobilien unter Hinweis auf zukünftige Ertragschancen aufgewertet. Die noch nicht realisierten Gewinne waren einerseits die Basis für die Kreditaufnahmen und andererseits die Grundlage für Gewinnausschüttungen an die Investoren; als „Beifang“ gab es noch eine Yacht, Jagd und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs eines Immogarchen.
Dass die Finanzierung der Immobilieninvestitionen mit einem variablen Zinssatz erfolgte, hat scheinbar niemanden beunruhigt. Dabei war für jeden vorhersehbar, dass die Nullzinspolitik irgendwann ein Ende hat. Offensichtlich nicht den Immobilientycoon René Benko und seinen Finanzierungspartnern (Banken, Versicherungen etc.). Ersterer in seiner Rolle als Spekulant und Nutznießer der Geldzuflüsse und letztere als „Part of the game“ – Steigbügelhalter.
Das Firmengeflecht der Signa Gruppe besteht aus hunderten Gesellschaften. Ein Überblick über die Verschachtelungen und Finanzierungsströme wurde mangels Erstellung eines Konzernabschlusses erschwert. Aber auch diese Intransparenz war für die Finanzierungspartner kein Alarmsignal; zu gut funktionierte die „Who is Who“ Besetzung der handelnden Akteure.
2. Schuldenschnitt
Jetzt wurde über das Vermögen der drei größten Signa Gesellschaften ein Insolvenzverfahren eröffnet. Im Eigenantrag werden als Ursache die steigenden Finanzierung- und Baukosten angeführt. Ein Indiz dafür, dass das Geschäftsmodell von Anfang an spekulativ war. Kein Wort über Managementfehler, Millionenboni und Versäumnisse der Aufsichtsorgane.
Geplant ist der Abschluss eines Sanierungsplanes mit einer Mindestquote von 30 %, d.h. dass die Gläubiger – die Schulden betragen in der Summe fast 11 Milliarden Euro – auf 70 % ihrer Forderungen verzichten sollen. Auch wenn es in der Vergangenheit zur Aufwertung der Immobilen gekommen ist, bleibt es ein Rätsel, warum die Luxusimmobilien in den letzten Monat einen Wertverlust in dieser Größenordnung erlitten haben sollen. Da scheint der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein, weil nur bei einer solchen Abwertung eine Quote von 30 % als angemessen zu beurteilen ist.
3. Phoenix
Nach dem Schuldenschnitt kommen die Eigentümer wie der Phoenix aus der Asche. Allein die zu erwartende Zinssenkung führt wieder zu einer Erhöhung der Immobilienpreise. Aufwerten, um Geld zu verdienen, dann abwerten damit die Gläubiger auf zwei Drittel ihrer Forderungen verzichten, um dann wieder über das wertvolle Immobilienvermögen zu verfügen, welches von dritter Seite finanziert worden ist. Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren – ein altbewährtes Rezept des Turbokapitalismus.
Könnte die Signa Story auch ein anderes Ende haben? Ja, wenn die Gläubiger dem Sanierungsplan nur dann zustimmen, wenn auch Sie von den Wertsteigerungen partizipieren (Besserungsklausel). Bei der Einschätzung der Zukunft hilft auch ein Blick in den veröffentlichten Prüfbericht der KPMG. Zu den Aussichten der Signa Development Selection AG wurde im Mai 2023 festgehalten, dass die Gesellschaft 36 Projekte betreue, die in den nächsten zehn Jahren rund 1,3 Millionen m² Nutzfläche fertigstellen und einen Entwicklungswert von brutto rund 8 Milliarden Euro aufweisen wird. Viel Phantasie für die Zukunft.