Der Strompreiskaiser

Die KELAG hat jetzt ihr Halbjahresergebnis 2023 veröffentlicht: Das Konzernergebnis hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt, und zwar von 131 Millionen Euro auf 263 Millionen Euro. Die Umsatzrendite betrug sagenhafte 21,3 %! Das ist das Ergebnis der Eigenproduktion; bekannterweise schickt das Wasser keine Rechnung.

Aufgrund der Marktbeherrschung streift der Energiekonzern eine satte Monopolrente ein. Und weil genug nicht genug ist, wurde der Strompreis ab August dieses Jahres noch um 90 % erhöht. Bei einer solchen Ergebnisentwicklung und fallender Großhandelspreise ist eine Preisanpassung in dieser Größenordnung sowohl ein moralisches- als auch gesellschaftspolitisches No-Go. Das Ergebnis im zweiten Halbjahr wird dann eine neue Rekordhöhe erreichen.

Was sagt der Landeshauptmann als Hauptaktionär zu dieser Abzocke? „Ich kann nichts machen“. Das ist eine billige Ausrede, weil jeder Erstsemestrige weiß, dass der Eigentümer die Mitglieder des Aufsichtsrates nominiert und dieser die Geschäftspolitik bestimmt. Schon eine Nachhilfestunde bei seinem Parteigenossen im Burgenland wäre ausreichend, um das Entlastungsmodell für die Stromkunden auch in Kärnten umzusetzen.

Offensichtlich lautet jedoch der Auftrag des Landeshauptmannes, die Gewinne zu maximieren. Das wird den neuen Vorsitzenden der SPÖ Andreas Babler nicht wirklich freuen. Er registriert gerade das Thema der Verteilungsgerechtigkeit, während sein Parteikollege in die Rolle des Turbokapitalisten schlüpft. An sein ehemaliges Versprechen, den Strompreis in Kärnten auf das niedrigste Niveau in Österreich zu senken, kann sich Peter Kaiser offensichtlich nicht mehr erinnern.

Die politische Metamorphose vom Vertreter der einkommensschwächeren Gruppen zum Strompreiskaiser, ist ein Armutszeugnis für einen Sozialdemokraten. Realistischerweise wird der Gewinn der KELAG im heurigen Jahr weit über 500 Millionen Euro liegen. Für den Landeshauptmann kein Anlass aktiv zu werden. Der Begründer der Sozialdemokratie, Viktor Adler, würde sich im Grab umdrehen. Weil für viele die Preiserhöhung für ein lebensnotwendiges Produkt und die „Ausred verlass mich nicht“ – Politik in Zeiten wie diesen, eine Zumutung ist. Sie erinnert an den Abzählreim: „Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann…….. Totengräber“.