Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,
auf die Bevölkerung kommen ein teurer Herbst und Winter zu. Die Großhandelspreise für Strom und Gas sind massiv gestiegen. Energieversorger wie zum Beispiel die Kelag erzielen enorme Gewinne, da sie einen Großteil des Stroms aus erneuerbaren Quellen (Wasserkraft) herstellen.
Ihre Ansage, wonach Sie seitens des Landes alles tun werden, besonders betroffene Menschen Kärntens zu unterstützen und von den dramatischen Folgen der Teuerung zu schützen, stimmt leider mit der Realität nicht überein. Wenn es nämlich um den Strompreis der Kelag geht, verweisen Sie darauf, dass Sie als Aktionärsvertreters des Landes keinen Einfluss haben.
Die Hilfe des Landes für Haushalte, die Sozialleistungen beziehen, ist in Anbetracht der dramatischen Preisentwicklung ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ein einmaliger Bonus von 200,00 Euro reicht bei weitem nicht aus.
Realistischerweise wird der Gewinn der Kelag im heurigen Jahr gegenüber dem Vorjahr explodieren. Sie könnten sich für die Ausschüttung einer Sonderdividende einsetzen und diese für die Unterstützung jener Personen, die von der Teuerung besonders betroffen sind, verwenden. Das würde auch Ihrem Credo entsprechen.
Wenn es um eine Spatenstichfeier geht oder um wichtige Personalentscheidungen, sind Sie gerne dabei. Wenn es um die Beschränkung von Profiten geht, die die Folge des Krieges sind, spielen Sie den Hilflosen. Wer in einer solchen Situation mit „ich kann nichts machen“ argumentiert, muss sich den Vorwurf einer Beitragstäterschaft gefallen lassen. Das Land Kärnten ist Mehrheitseigentümerin der Kärntner Energieholding, die ihrerseits die Mehrheit an der Kelag hält. Angesichts dieser Rechtsposition ist „Wegducken“ statt „Klartext reden“ keine Option, um die Energiearmut zu bekämpfen.
In dieses Bild passt auch Ihre Entscheidung am Flughafen, die Call-Option nicht zu ziehen. Der Privatinvestor Franz Orasch plant an diesem Standort unter anderem die Errichtung der größten PV Anlage Kärntens. Privatgewinne anstatt billigen Strom für die Bevölkerung. Ein Engagement für soziale Gerechtigkeit schaut anders aus.
Freundliche Grüße
Johann Neuner