Im bekannten Märchen der Gebrüder Grimm “Der Wolf und die sieben Geißlein” schaut es für den Lupus nicht gut aus. Am Anfang noch trickreich werden ihm die Steine letztlich zum Verhängnis. “Der Wolf ist tot!” lautet es am Schluss des Tiermärchens.
In Österreich ist der Wolf eine privilegierte Spezies des Turbokapitalismus: Vernetzt mit den jeweiligen politischen Machthabern – Weltanschauung egal – satte Millionengagen im Jahr und ein Hang für Steueroasen.
Zu Marxens Zeiten sprach man von der Bourgeoisie. Jetzt sind die Wölfe am Werk. Wie diese agieren, hat jetzt der Namensvetter vom Drachentöter Siegfried offengelegt. Für den Zeitraum 2006 – 2010 wollte das Finanzamt von ihm eine Steuernachzahlung von 11 Millionen Euro. Geeinigt hat man sich auf einen Betrag von 7 Millionen Euro zuzüglich Verzugszinsen in der Höhe von 730.000,00 Euro. Letztere wurden von einer Finanzbeamtin nachgesehen, die sich gleichzeitig über einen Karrieresprung freuen konnte. Nicht nur Sie, sondern auch der Steuergünstling. „with pleasure….. du gibst einfach einen aus“ war die Antwort auf den Dank der Finanzbeamtin.
Eine solche Behandlung ist dann möglich, wenn man Teil des Wolfsrudels ist. Dabei helfen einen Spitzenbeamte und Politiker. Dass der Wolf im Sold eines russischen Oligarchen steht und sich für die EU mehr russische Demokratur wünscht, ist dann auch nicht mehr wirklich überraschend.
Der Wolf war auch in Kärnten – aus seiner Sicht – sehr erfolgreich. Er kaufte das Schloss Reifnitz von der Gemeinde, um einen Schnäppchenpreis mit der Auflage dieses für einen touristischen Betrieb umzubauen. Tatsächlich wurden Luxusappartements für das Klientel der Wolfsklasse errichtet. Ein äußerst lukratives Geschäft. Die Gemeinde Reifnitz als Verkäuferin hätte zwar das Recht gehabt, den Verkauf aufgrund der Nichterfüllung der Auflage rückabzuwickeln. Da der Wolf aber bereits Millionen investiert und die Gemeinde kein Geld hatte, konnte das vertraglich vorgesehene Rückabwicklungsrecht nicht ausgeübt werden. Warum man im Kaufvertrag nicht – wie üblich – vorgesehen hat, dass bei zweckwidriger Verwendung des Kaufobjektes durch den Käufer eine Rückabwicklung ohne Ablöse, der von ihm zwischenzeitlich vorgenommenen Investitionen vorzunehmen ist, bleibt spekulativ. Unvermögen oder auch ein „with pleasure“ Projekt?
Welche Wertschätzung Spitzenbeamte ihren Kollegen im Finanzministerium mittels E‑Mail ausrichten, ist fremdschämend. “Du bist die Hure der Reichen!”.
An den Träger des russischen Ordens der Freundschaft und den Träger des Großen silbernen Ehrenzeichens für die Verdienste um die Republik Österreich sind aus der Sicht der Geislein tieferstehende Fragen zu stellen:
1. Glauben Sie, dass die Welt gerechter wird, wenn einige wenige sich ihrer gesellschaftlichen Pflicht zur Zahlung von Steuern entziehen, und muss man deshalb die breite Masse der Bevölkerung stärker zur Kassa bitten?
2. Was sehen Sie, wenn Sie sich in den Spiegel schauen? Einen Menschen für den der Zweck (persönliche Bereicherung) jedes Mittel rechtfertigt?
3. Wie fühlt man sich als Multimillionär, wenn man durch sein Verhalten statt einer Vorbildfunktion eine Figur abgibt, die an die traurige Rolle eines Bösewichts in den Grimms Märchen erinnert?
Nur am Rande sei bemerkt, dass die ganze Sache nur deshalb aufgeflogen ist, weil es eine anonyme Anzeige gegeben hat. Die jetzige Wolfs Geschichte lässt Erinnerungen an ehemalige Finanzminister der Republik wach werden. Hannes Androsch wurde rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt, Karl-Heinz Grasser wurde noch nicht rechtskräftig zu acht Jahren verurteilt, aber nicht deshalb, weil er zu jung, zu gut ausgebildet und zu schön war, Josef Pröll hat die Verstaatlichung der Hypo ohne Not zu verantworten und bei der Eröffnung des Finanzzentrums in Klagenfurt, bei welcher ein privater Immobilieninvestor einen Gewinn von 15 Millionen Euro erzielt hat, gab es erlesene Weine des Weinguts Schelling.