Der Immobilieninvestor Franz Peter Orasch hat seinen Plan für die Nutzung des Messestandortes in Klagenfurt veröffentlicht: Die Errichtung eines Urban Science Parks um 520 Millionen Euro in den nächsten fünf bis zwölf Jahren. Die 4 Säulen des Megaprojektes: Innovations- und Forschungscampus, Office-Park, Wohnpark und ein Congresscenter (KAC-Arena). Und am Standort Flughafen wird ein hypermodernes Messezentrum errichtet. Die Fragen über die Höhe des Kaufpreises für das zehn Hektar große Innenstadtareal und wer die Kosten in vielfacher Millionenhöhe für den Abbruch und die Dekontaminierung zu tragen hat, wurden noch nicht beantwortet.
Grundsätzlich ist die Idee, den Messestandort zeitgemäßer zu nutzen, vollkommen richtig. Dazu gehört die Verlegung der Messe zum Flughafen, die für Franz Peter Orasch außer Streit steht, und zwar mit oder ohne Zustimmung des Landes und der Stadt Klagenfurt. Das ist halt so, wenn man als Mehrheitsgesellschafter der Flughafengesellschaft ist und somit das Sagen hat.
Gott sei Dank sind die Verlegung des Messestandortes und die Nachnutzung desselben zwei Paar Schuhe. Es stellt sich dabei die Frage, wie sinnvoll eine weitere Privatisierung von öffentlichem Vermögen ist.
Gibt es eine Alternative zum Lilihill-Projekt? Ja, natürlich! Zum öffentlichen Masterplan Messestandort:
Anstelle des Gaudeparks und des Fertighauszentrums könnten sozial geförderte Wohnungen, Kinderbetreuungs- und Freizeiteinrichtungen sowie Geschäftsflächen errichtet werden. Eine Öko-Smart City für die Allgemeinheit.
Der öffentliche Auftrag könnte dadurch erfüllt werden, indem man die Liegenschaftsflächen an einen landeseigenen gemeinnützigen Bauträger mit entsprechenden Auflagen veräußert. Mit diesem Verkaufserlös kann die Messegesellschaft das Messezentrum in ein Veranstaltungszentrum für 2.000 Personen umbauen, neue Parkplätze errichten und die noch verbleibende Infrastruktur für neue Zukunftsprojekte adaptieren, wie beispielhaft für einen Hotspot zum Thema Wasser. Klagenfurt als Zentrum in Europa für das Gold der Zukunft. Water Alto statt Palo Alto. Architektenwettbewerb und Bürgerbeteiligung inklusive.
Zur wirtschaftlichen Beurteilung dieser Alternative aus der Sicht der Allgemeinheit:
Das Vermögen bleibt im Eigentum der öffentlichen Hand und die Investitionen in der Vergangenheit in vielfacher Millionenhöhe bleiben zum Großteil erhalten; zuletzt wurde die KAC-Halle um Millionen Euro adaptiert – die Aura in dieser Halle ist einzigartig! –, eine Hochgarage und – vor längerer Zeit – die Sepp Puschnig Halle errichtet. Alles nur frustrierte Aufwendungen und somit Fehlinvestitionen? Mitnichten! Ein geplanter Abriss kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Das Forschungs- und Innovationszentrum von Klagenfurt ist der Lakeside Park, der aufgrund der Nähe zur Universität bereits die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis bildet. Aufgrund der erfolgreichen Entwicklung in der Vergangenheit sind weitere Ausbaustufen geplant. Ob am Standort Klagenfurt noch ein weiterer Bedarf für einen Campus ist, ist fraglich.
Conclusio: Nach der für den Investor attraktiven Privatisierung des Flughafens ist es kein Wunder, dass dieser Lust auf Mehr hat. Wenn jetzt auch noch das Messegelände privatisiert werden soll, stellt sich die Frage, warum die Politik nicht auch das Management der Krankenanstalten outsourced. Es ist nämlich nicht nachvollziehbar, warum sich die Unfähigkeit der Politik, mit dem Vermögen der Steuerzahler sorgfältig umzugehen, nur auf den Flughafen und den Messebetrieb beschränken sollte.
Macht man weiter so wie bisher, wäre es nicht verwunderlich, wenn die Politiker auf die Idee kämen, das Klagenfurter Wahrzeichen, den Lindwurm, durch das Lilihill-Logo zu ersetzen.