Die Gierflation

Die Inflation führt zu einer kalten Enteignung eines Großteils der Bevölkerung. Den Kaufkraft-und Vermögensverlusten stehen Rekordgewinne der Konzerne gegenüber. Letztere nützen ihre Marktmacht, um in Krisenzeiten ihre Profite zu maximieren.

Ohne radikale Änderung der Rahmenbedingungen ist der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet. Die negativen Folgen der Geldentwertung werden noch durch die Ungleichbehandlung des Kapitals und der Arbeitseinkommen im Steuerrecht verschärft. Wer sein Kapital arbeiten lässt, wird steuerlich privilegiert – wer hackelt, zahlt den vollen Tarif. Und weil genug noch nicht genug ist, verlagern die Konzerne ihre Gewinne in Steueroasen.

Gibt es ein Mittel gegen die Gier des Raubtierkapitalismus, der sein wahres Gesicht in Ausnahmesituationen zeigt? Ja! Man müsste nur

1. eine Solidaritätsabgabe für Übergewinne, und zwar ohne Schlupflöcher, wie sie von den Lobbyisten in Brüssel im bestehenden Gesetz verankert wurden, für alle Wirtschaftsbereiche einführen und nicht nur für Energieunternehmen. Einer der Hauptprofiteure des Ukraine Krieges sind die Lebensmittelkonzerne. Aufgrund des fehlenden Wettbewerbes verfügen sie quasi über ein Preisfestsetzungsdiktat.

2. Wenn Preisanpassungen bei fallenden Einkaufspreisen für lebensnotwendige Güter nicht automatisch erfolgen, müssen diese gesetzlich gedeckelt werden.

3. Anpassung der Besteuerung des Kapitals an jenes der Arbeitseinkommen und

4. Einführung einer Mindeststeuer, um die Sümpfe in Steueroasen trockenzulegen. Darüber wird zwar schon seit Jahren diskutiert, umgesetzt wurde bis dato kaum etwas.

Wir befinden uns in einem gesellschaftlichen Wandel, der einen enormen Kraftakt erfordert. Dieser Umbau benötigt eine Unterstützung für jene, die sozial schwächer gestellt sind. Und gerechterweise sollten für die Finanzierung der Subventionen diejenigen zur Kasse gebeten werden, die Krisengewinner sind.

Wenn die Politik diese Zeitenwende nicht erkennt, wird der Wandel zu einem sozialen Zusammenbruch führen. Spätestens dann wird es auch für jenes 1 % ungemütlich, die zurzeit über 50 % des Vermögens verfügen. Daher liegt es auch in ihrem ureigensten Interesse, dass sie einen Beitrag leisten. Klingt unlogisch, ist aber ein notwendiger Selbstschutz für den Kapitalismus, weil bekanntlich das Sprichwort „Gier frisst Hirn“ keine Bestandsgarantie beinhaltet.