Der kapitalistische Virus

Die DNA des Kapitals ist die Gier. Daher ist die Globalisierung die logische Folge der Gewinnmaximierung. Produziert wird dort, wo die Arbeitskosten am niedrigsten sind bzw. vice versa wo die Ausbeutung der Arbeitskraft am höchsten ist. Kinderarbeit, Umweltzerstörung, Missachtung von Arbeitnehmerrechten usw. – ideale Rahmenbedingungen für den Casino-Kapitalismus.

Am Beispiel der Containerschifffahrt wird der Leviathan der Kapitalakkumulation aufgezeigt: Um die Kosten für die Herstellung der Produkte zu senken, werden die Rohstoffe und Halbfabrikate rund um den Globus geschickt. Dabei spielt es keine Rolle, dass die Transportmittel (Schiffe) die Umwelt zerstören, da die Verursacher auch nicht für die Kosten der Umweltzerstörung aufkommen müssen.

Die Reedereien registrieren ihre Containerschiffe in Steueroasen. Für sie gilt ab 200 Seemeilen das Recht von Panama & Co. Das betrifft die Bezahlung der Mitarbeiter, Nichtversteuerung der Gewinne etc. Unter solchen kapitalfreundlichen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass die Transportkosten bei der Produktkalkulation vernachlässigbar sind.

Was das alles mit dem Virus zu tun hat? Mehr als man denkt! Der Ursprung der Pandemie war in China. Die weltweite Verbreitung in so kurzer Zeit wäre ohne Turboglobalisierung nicht möglich gewesen.

Im Rahmen der Bekämpfung der Pandemie wird die Macht des Kapitals augenscheinlich. Anstatt zwei bis drei Wochen einen harten Lockdown zu beschließen – siehe Fernost –, wird in Europa eine halbherzige Ziehharmonikapolitik verfolgt, die sowohl die Menschen als auch die Wirtschaft in eine dauerhafte und nicht planbare Ausnahmesituation versetzt.

Es mangelt nicht an Expertise und Vernunft. Es mangelt am politischen Willen, die Kapitalakkumulation zu beschränken. Dass dabei unsere demokratische Gesellschaftsordnung auf dem Spiel steht, wird offensichtlich als Kollateralschaden der kapitalistischen Gier in Kauf genommen.

Solange Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden, sind Überakkumulation, Ungleichheit und Steuerbetrug die Folge.

Und der Ausweg aus der selbstverschuldeten Unvernunft: Die Politik muss für den Turbokapitalismus neue Rahmenbedingungen schaffen. Mindestbesteuerung von Konzernen, Übernahme der Kosten der Umweltzerstörung durch die Verursacher usw. – nur so kann der kapitalistische Virus zum Wohle der Allgemeinheit erfolgreich bekämpft werden.

Unabhängig davon, ob die Politik noch rechtzeitig die Missstände erkennt und darauf reagiert, gilt auch für die Konzernmanager und Steuerparasiten das Naturgesetz „mors certa, hora incerta”.