Basti’s Alb-/Wunschtraum

Das war ein anstrengender Tag. Mit dem „Geilomobil“ als Gemeinderat auf Wahlkampftour in Wien. Was macht man nicht alles um auf der politischen Leiter nach oben zu klettern. Zur Entspannung am Abend noch ein Gasthausbesuch und dann ab ins Bett. Wenn sich im Alltag alles um „Schwarz ist geil“ dreht, ist es nicht verwunderlich, dass das Gehirn im Schlaf ein Ventil zum Entspannen aktiviert damit die Träume die Alltagssorgen verarbeiten.

Basti’s Wunschtraum aus der Jugendzeit: Nach der Übernahme der ÖVP werde ich zum Bundeskanzler gewählt. Das wäre das Ende der Rot-Schwarzen-Packelei und ein Neuanfang für Österreich. Als Vertreter der Y-Generation könnte ich Österreich als Vorreiter beim Klimaschutz positionieren – Nachhaltigkeit first.

Wenn es einmal eine Krise geben würde, wären die Prioritäten aufgrund meines Wertekatalogs klar: Jenen mit Steuergeldern zu helfen, die die Kriterien für eine ökologische Wende erfüllen und Zukunftsthemen aufgreifen. Wenn  beispielshaft eine Fluglinie um eine staatliche Sonderbehandlung ansuchen würde, würde ich diese auf die für alle geltenden Förderprogramme verweisen und darüber hinausgehende Ansprüche sachlich begründet ablehnen. Das gebieten nicht nur die Wettbewerbsregeln, sondern auch die Kosten-/Nutzen Relation im Zusammenhang mit der Verwendung von Steuergeldern. Um die Klimaziele zu erreichen muss der ökonomische und ökologische verantwortungslose Flugverkehr reduziert werden. Eine Schubumkehr statt mit Steuergeld Gas in die falsche Richtung zu geben. Ein Füllhorn für Billigflüge und Umweltzerstörung hat keine Perspektive.

Gegen eine Sonderbehandlung spricht auch, dass das Restrukturierungsprogramm der Fluglinie, neben einem Personalabbau auch den verbleibenden Mitarbeitern einen Gehaltsverzicht abverlangen wird. Und wenn die Fluglinie mit Exit droht, ist das auch kein Malheur. Es gibt genügend Mitbewerber, die sich in Wien wohlfühlen und wissen was in der Ökonomie das „window of opportunity“ bedeutet. Ich bin mit mir im Reinen: Ja für eine Förderung im Ausmaß der bestehenden Hilfsprogramme; Nein zu „Ich  will mehr“ Förderwünsche.

Plötzlich hat sich der Chef von Europas größter Airline zu einem Vier-Augengespräch im Bundeskanzleramt angekündigt. Nach einem einleitenden Smalltalk kam der CEO zur Sache: Ich bewundere Ihre Haltung , aber die internationale Wirtschaftspolitik folgt anderen Regeln. Die Konzerne bestimmen den Fahrplan und den politischen Akteuren bleibt die Rolle der Befehlsempfänger. Das war in der Vergangenheit so und wird auch nicht durch einen unsichtbaren Angstvirus in Frage gestellt.

Sie sind noch jung. Ihrem Berufsleben nach der Politik kann ein guter Kontakt mit den big playern nur nützlich sein. Denken Sie nur an den beruflichen  Aufstieg des ehemaligen Finanzministers Josef Pröll. Der Verantwortliche für Milliardenverluste durch eine Notverstaatlichung ohne Not (Hypo), ist heute ein hochbezahlter CEO von einer Gesellschaft des Raiffeisen-Konzerns.

Unser Förderbegehren entspricht nicht der Norm. Davon können die KMU, die das Rückgrat der Wirtschaft bilden nur träumen. Das ist uns bewusst. Ihre Aufgabe ist es, mit Umwegsrentabilitäten und sonstigen Floskel, die Öffentlichkeit von der Sinnhaftigkeit dieser Finanzbazooka zu überzeugen. Als Unterstützung bieten wir Ihnen eine stille Beteiligung an unserer Tochtergesellschaft an. Ein wirtschaftliches Placebo – das wissen Sie als langjähriger Student der Rechtswissenschaften (kein Anspruch auf Wertsteigerung und nur eingeschränkte Mitspracherechte) – aber nach außen hin als Erfolg kommunizierbar. Für eine weitere Argumentationshilfe geben wir Ihnen gegenüber noch eine unverbindliche Absichtserklärung ab.

Mit Ihrer message control, die sonst nur in diktatorischen Regimen üblich ist, können Sie das Ergebnis der Verhandlungen medial durchtakten. Die richtige Einordnung Ihrer Aussagen dürfte Ihrem Bewunderer im ORF nicht schwerfallen. Dass die deutsche staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau bei ihrer Kreditgewährung von 3,5 Milliarden Euro, die österreichischen Beiträge anrechnet und sich somit Geld erspart, müssen Sie ihm ja nicht verraten. Sonst werden wieder Erinnerungen an die causa Hypo wach. Mein Vorschlag nutzt Ihnen und mir. Eine win-win Situation. Deal?

Plötzlich ist Basti aufgewacht. Die Realität hat ihn eingeholt. Jetzt ist er Bundeskanzler und kann über das Schicksal der Airline entscheiden. Die Vorstellung, dass er die Abwicklung im Sinne des Kranich CEO’s umsetzt und mit dem Slogan „Fliegen ist geil“ vermarktet, läßt Ihn erschaudern.

Der Sinn jedes Traums ist die Wunscherfüllung (Sigmund Freud). Alb- oder Wunschtraum – die nächsten Wochen werden es zeigen.