Schwarz auf Weiss

Alois Schwarz war jahrelang als Bischof der Diözese Gurk – Klagenfurt eine anerkannte Autorität und bei den Menschen durchaus beliebt. Jetzt haben seine ehemaligen Wegbegleiter schwere Vorwürfe gegen das sogenannte “System Bischof Schwarz“ erhoben. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz hat der interimistische Leiter der Diözese Engelbert Guggenberger trotz einer anderslautenden Weisung aus Rom das Ergebnis des Prüfberichtes präsentiert. Seiner Einschätzung nach war dieser Schritt des Ungehorsamen unabdingbar um der Kirchenkrise entgegenzuwirken.

Zu den Vorwürfen laut der Erklärung des Domkapitels: Fragwürdige Personalentscheidungen, opulenter Lebensstil, Misswirtschaft und das Abhängigkeitsverhältnis von Andrea Enzinger die das Bistum Gurk als Bühne für ihre persönlichen Interessen missbraucht hat. Die Beziehung des Bischofs zur früheren Leiterin des Bildungshauses St. Georgen sorgt bis heute für Gerede und Spekulationen. Starker Tobak!

Und wie reagieren die Medien auf diese “Offenbarung”? Wie zu erwarten war: Die Chefredakteurin der Kleinen Zeitung stimmt in ihrem Leitartikel in den Chor der Kritiker ein. “Jetzt ist das System Bischof Schwarz ans Licht gebracht, eine Amts-und Lebensführung in ihrer Fragwürdigkeit offengelegt.”

Wie sich die Zeiten doch ändern. Während der Amtszeit des Bischofs gab es weder Bedenken noch Berührungsängste und jetzt wird “nachgetreten”. Da wird sogar ein Chamäleon rot. Besonders spannend ist der Spagat der Kleinen Zeitung zwischen Kritik und Nutzziehung.

In das Ethikinstitut St. Georgen, welches von der Lebensgefährtin des Dauerstellvertreters Adolf Winkler geführt wird, sind 597.000 Euro geflossen. Ende 2016 hat das Bistum seine Anteile an der Wirtschaftsethik Institut WEISS GmbH an die Lebensgefährtin abgetreten. Kaufpreis? Kein Kommentar.

Für Insider lohnt sich auch ein Blick in die Liste der Kursteilnehmer. An erster Stelle stehen Firmen- und Landesgesellschaften, die auch in der Berichterstattung in der Kleinen Zeitung ganz oben zu finden sind. Auch die Politik lässt grüßen. Die Werbung von LHStv. Gaby Schaunig für den “integrativen Ethik & CSR-Check“ im Mai 2018 und der Vorschlag von Frau Gössinger, Gaby Schaunig im Zusammenhang mit der Hypo Abwicklung zur “Frau des Jahres” wählen zu lassen, sind zwei Seiten einer Medaille. Dass man in Wirklichkeit die Verhandlungen mit Wien verschlampt und auf eine Besserungsklausel vergessen hat, spielt dabei keine Rolle.

Zur Stellung von Frau Andrea Enzinger als “Schattenbischhöfin“: Erstens besteht auch die Führungsebene nicht nur aus einer Person und zweitens lehrt uns die Kirchengeschichte, dass die Rolle der Frau im Christentum von Anfang an dominant war. Zum Beispiel jene von Maria Magdalena für Jesus. Ein uraltes Evangelium offenbart ihren Stellenwert als “Apostola Apostolorum“ (Apostolin der Apostel). Dass die Rolle der Frau seit Anbeginn von der Kirche für eigene Machtzwecke missbraucht wurde, ist evident. Nur langsam steigt die Wertschätzung der Rolle der Frauen in der Kirche. Papst Franziskus hat vor zwei Jahren in einem Dekret Maria Magdalena liturgisch den männlichen Aposteln gleichgestellt. Bis zu einer Päpstin oder Priesterin ist es aber noch ein weiter Weg.

Augenscheinlich störend in dem aufgebauschten Kirchenskandal, bei welchem es in Wirklichkeit vor allem um persönliche Befindlichkeiten und Begleichung von offenen Rechnungen aus der Vergangenheit geht, ist die “Wandlung” der beteiligten Personen. Ihren seinerzeitigen Huldigungen folgt nunmehr eine öffentlich ausgetragene Schmutzkübelkampagne. Das Gruppenbild des Domkapitels anlässlich der Pressekonferenz spricht Bände.

Jedenfalls wissen wir jetzt “Schwarz auf Weiss“ was hinter den Kulissen alles läuft. Gibt es Gott? Das wissen wir nicht. Gibt es den (journalistischen) Sündenfall? Das wissen wir.